
Knollenpost in der Zeitung
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Die Borkener Zeitung schrieb am am 8.4.2025:
Der Gruß kommt per Kartoffel
Borken. Bei dieser Geschäftsidee soll bald die Post abgehen, genauer gesagt: die "Knollenpost". Mit Kartoffeln ein lustiges Business aufziehen? "Ich bin so ein Typ der Quatsch machen muss", sagt Liutauras Misius über sich selbst. Der 34-jährige Borkener mit litauischen Wurzeln hat vor ein paar Wochen einen Online-Shop für "personalisierte Grußknollen" eröffnet. Der funktioniert so: Auf Bestellung beschriftet Lio, wie sich der Start-up-Spaßvogel nennt, mit einem vom Auftraggeber genannten Wunsch-Spruch und verschickt diese in einem hübschen Karton an die "Zielperson": Freund, Freundin, Oma, Opa. "Da ist eigentlich jeder denkbar", sagt Lio.
Darauf, die Kartoffel als der Deutschen liebstes Lebensmittel als "Datenträger" zu verwenden, sei er in seinem Resturlaub gekommen, sagt Misius. Auf Social Media stieß der hauptberufliche Web-Designer auf Videos eines amerikanischen Landwirts, der sein Obst direkt vermarktet und seinen Kunden dazu immer noch eine nette Botschaft mit in die Kiste legen würde. Da habe es bei ihm Klick gemacht, sagt der 34-jährige Gute-Laune-Mensch. Einige Gedankengänge und Mausklicks weiter hatte er eine eigene Website stehen, für die er sich Domain knollenpost.de sichere.
"Ich bin so ein Typ, der Quatsch machen muss"
Die ersten Kartoffeln sind inzwischen verschickt. Der Witz dabei: Der Adressat weiß nicht, wer der Absender ist. Das muss er selbst herausfinden. Auf diesen "Was geht denn hier ab?" beim Auspacken setzt Lio. Das soll sich in den jeweiligen Bekanntenkreisen nämlich wie ein Lauffeuer verbreiten, wenn der so Beschenkte herumfragt: "Warst du das oder du?"
Dass einige die Idee bekloppt finden könnten, scheint den Erfinder nicht groß zu kümmern. Er weiß, wie das läuft mit einer Aufmerksamkeitsökonomie im Netz: "Ich bin lieber näher am Shitstorm, der macht so was schneller bekannt", sagt Lio. Er habe da auch nichts zu verlieren, seinen Beruf habe er ja. Sein Motto: "Einfach mal ausprobieren". Und Schaden könne es ganz sicher nicht, wenn in einer Zeit mit so vielen schlechten Nachrichten mal jemand mit etwas Lustigem um die Ecke komme.
Wie er einen Shop im Netz pushen kann, weiß der Digitalprofi natürlich. "Jeden Tag ein frisches Video, sonst bestrafen dich die Algorithmen", erklärt der Knollenpost-Bote. Zur Sicherheit fügt er seinen Versandartikeln den Hinweis bei, dass die mit Filzstift beschrifteten Kartoffeln nicht zum Verzehr geeignet seien. Wurscht ist dagegen für ihn, ob die verwendeten Kartoffeln vorwiegend festkochend sind - oder mehlig. Wenn die Idee Kreise zieht, hätte er schon Ideen zur "Diversifikation seines Produktes": Süßkartoffeln, andere Früchte, andere Beschriftungstechniken, zum Beispiel per Laser.
"Aber erstmal sehen, wie sich das entwickelt", sagt Lio ganz entspannt.
Und was wünschen sich die Kundinnen (bislang 90% Frauen) für Botschaften? Neben Klassikern wie "Gute Besserung!", "Alles Gute"! und "Ich liebe dich" war neulich auch "Du Pommes!" dabei.
Quelle: Borkener Zeitung / https://www.borkenerzeitung.de/nachrichten/borken/Borkener-Start-up-verschickt-Grusskartoffeln-618254.html